Kurz vor der Kommunalwahl am 15. März haben sich im sogenannten Nürnbergtrend 2/3 der Befragten für den kreuzungsfreien Ausbau des Frankenschnellwegs ausgesprochen. Viele Ausbaufreunde sehen sich nun bestätigt und fordern uns auf, endlich den Widerstand aufzugeben. Doch nur, weil eine Mehrheit eine vermeintlich „einfache“ Lösung wünscht, ist sie deswegen noch nicht richtig. Verantwortungsvolle Politik weiß das.
Zunächst fällt auf, dass die Zahl der Befürworter bereits deutlich zurückgeht, bei früheren Umfragen waren angeblich über 80% für den Ausbau. Es zeigt aber auch, dass sich viele Befragte aus dem Bauch heraus entscheiden. Und da liegt für viele Autofahrer einfach der Impuls nahe: Rote Ampel = doof, Ampel weg = geil. Eine Abwägung von Für und Wider, Kosten und Alternativen ist etwas komplizierter und findet nicht statt. Hinzu kommt, dass die Stadt Nürnberg den Ausbau seit jeher in den rosigsten Farben darstellt und auch die Lokalpresse sich erst in letzter Zeit etwas kritischer positioniert.
Immer noch wird aber zum Beispiel der „Grüne Deckel“ als angeblicher Nutzen für die Stadtteile angeführt. Tatsächlich sind zwischen Gostenhof und St. Leonhard über dem Tunnel mehr Fahrspuren als bisher, also wörtlich „on top“ geplant. Und würden dann fast dieselbe Verkehrsbelastung wie heute erfahren! Eine Parkanlage ist nur im südlichen Teilstück angedacht – aber weder Bestandteil der Planfeststellung oder gar finanziert.
Besonders widersinnig wird es, wenn sich in derselben Umfrage 89% der Befragten dafür aussprechen, künftig dem Umweltverbund den Vorrang zu geben. Jetzt also immens viel Geld ausgeben für die Verkehrsart, die man in Zukunft zurückdrängen möchte? Man kann das schizophren nennen, es zeigt auf jeden Fall, dass noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten ist. In der Tat ist die heutige Situation am Frankenschnellweg nicht befriedigend – wohl ein Grund für viele Befragte, zu fordern, dass „endlich etwas unternommen wird.“
Nur ist die städtische Planung keineswegs alternativlos und dass Geld nur einmal ausgegeben werden kann, eine Binsenweisheit. Im Sinne der notwendigen Verkehrs- und Klimawende muss es darum gehen, das Areal und die gesamte Stadt den Menschen zurückzugeben und die Mobilität möglichst verträglich zu organisieren. Beispiele, wie das gehen könnte, finden Sie auf dieser Seite.
Eine Stadtautobahn, die frühestens 2032 in Betrieb geht, löst dagegen weder heutige noch zukünftige Probleme. Wer es ernst meint mit der Verkehrswende, weiß, dass bis dahin große Teile des heutigen Autoverkehrs ersetzt werden müssen – dann könnte man im Tunnel vielleicht noch Champignons züchten!